Was ist dir deine Arbeit wert?



  





Schon oft dachte ich mir, „Alex, deine Arbeit auf diesem Blog hier zu zeigen, war eine wunderbare Idee. Aber es fehlt Persönlichkeit. Wer steckt hinter all den Bildern? Erzähl den Leuten doch mal was dich beschäftigt, bewegt, traurig oder glücklich macht.“ Das ist sicherlich so einiges. Aber dann kommen die Zweifel und Verunsicherung. Wer will das lesen? Wen interessiert’s?  
Und das wird das erste Thema sein. Vielleicht unpassend für einen guten Start aber das ist nun mal ein Thema das mich allzu oft in den letzten Monaten beschäftigt hat.

Verunsicherung & Zweifel also.

Wenn ich mich auf die Fotografie beziehe und dem was ich tue, dann bin ich leider sehr oft extrem verunsichert. Es liegt aber auch, wie soll es anders sein, an meiner Persönlichkeit. Ich habe mich in der letzten Zeit oft mit Menschen, die selbst in irgendeiner Weise künstlerisch tätig sind, über Unsicherheit bzw. Zweifel unterhalten. Jeder hat sie. In einer mehr oder weniger ausgeprägten Form. Die Einen schaffen es besser sie zu überspielen, die anderen weniger.

Ich versuche es etwas näher zu erläutern. In Zeiten von Sozialen Medien und Netzwerken ist es für Künstler einfacher denn je geworden sich auszudrücken, der Welt zu zeigen und Meinungen auszutauschen. Das ist auch gut so. Nur ist es schwer sich bei den Massen an Künstlern, egal welcher Art, hervorzuheben. Man ist eben schnell nichts Besonderes (mehr), sondern einer von Vielen. Man vergleicht sich, schaut was die anderen so machen, guckt sich die eigenen Sachen an und denkt sich: „Wow! Die sind um Längen besser, als ich.“ Das mag sein. Es wird immer jemanden geben, der besser ist. Aber ist meine Arbeit deswegen jetzt weniger wert? Oder gar schlecht? Nicht vorzeigbar?

Solche oder ähnliche Gedanken kommen bei mir verstärkt auf, wenn es darum geht, Entlohnung für die eigene Arbeit zu bekommen. Geld. Cash. Money. $.
Ich fotografiere (fast) ausschließlich auf TFP Basis. Das heißt kurz zusammengefast: das Model bekommt die Bilder umsonst und der Fotograf darf, quasi als Entlohnung, die Bilder auf der eigenen Seite veröffentlichen. Eine Win-win-Situation. Für meine Situation heißt das: ich komme gar nicht erst in die Bredouille über den finanziellen Aspekt reden zu müssen. (Mal abgesehen von den rechtlichen Sachen usw.). Und wenn jemand Fotos von mir gemacht haben möchte und mich fragt was ich denn für meine Arbeit nehme, fällt es mir unfassbar schwer eine Antwort darauf zu geben. Ist meine Arbeit gut genug, um Geld dafür verlangen zu können? Werde ich den Erwartungen der Anderen gerecht? Habe ich genug Erfahrung? Was ist, wenn alle Bilder nach dem Fotoshooting für die Tonne sind? Ist mein Equipment gut genug? Und, und, und…. Fragen über Fragen.

Natürlich weiß ich wie viel Zeit, Leidenschaft und Liebe zum Detail ich in meine Arbeit stecke. Viele denken immer noch, man tut als Fotograf nichts weiter als auf den Knopf zu drücken, um es mal etwas überspitzt zu formulieren. Es passiert noch so viel mehr vor, während und nach dem Shooting. Auch das über die Jahre angeeignete Know-How spielt da mit rein. Und wahrscheinlich noch viel mehr. Und trotz dieses Wissens fällt es mir immer noch unheimlich schwer zu sagen: „Ja ich bin gut. Nicht die beste aber auch bei Weitem nicht die schlechteste. Ich investiere viel Zeit und Liebe in meine Arbeit und dafür möchte ich auch mal mehr als ein „Danke“ haben!“.

Wie geht ihr, gerade die Künstler unter euch, mit dem Thema um? Woran messt ihr den Wert eurer Arbeit?



Kommentieren ausdrücklich erwünscht ;) 





Kommentare

  1. Ich denke „Persönlichkeit“ wächst mit der Zeit. Genau wie das Selbstbewusstsein, für die eigene Arbeit auch Geld zu verlangen/bekommen.


    Mit jedem Projekt lernt man dazu. Macht es bei jedem nächsten Mal ein bisschen besser.
    Vorsichtig sollte man sein, wenn man auf Stunden abrechnet. DAS funktioniert bei kreativen -meiner Meinung nach- nicht (oder seehr selten).
    Wird man schneller und besser, bezahlt man am Ende nur selbst für seine Effektivität.
    Oder anders gesagt, wenn ich schnell ein super Ergebnis erschaffe; Ist meine Arbeit dann weniger oder mehr Wert? (Der Gedanke eines Stundenlohnes verschwindet hoffentlich irgendwann mal aus der kreativen Welt).
    Den Kern zu treffen wird so schwierig, wie Sicherheit für sich selbst beim Thema ‚Preis‘ herauszufinden. Ich hoffe aber meine Ansicht wird deutlich. Die Arbeit eines kreativen sollte sich am Wert für den Kunden messen. Aber dabei mindestens immer den eigenen Lebensunterhalt, dass Equipment etc. abdecken können + etwas Gewinn.

    Da ich selbst immer wieder vor der Frage stehe, ‚was willst du dafür haben?‘, ist das Thema echt super und bin gespannt auf das Feedback von anderen. Ich bin selbst immer wieder verunsichert von Rückschlägen oder Unverständnis bei Gesprächen.

    Meiner Erfahrung nach, ist es wichtig Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, die Vorteile die man seinem Kunden bringt, auf den Punkt zu Präsentieren und den Wert der Arbeit individuell zu ermitteln.

    Wenn man also einem Model mit Fotos potentiell zu einem 100.000 Euro Job verhilft, sollte da nicht mehr drin sein als ein Standart Preis für ein Shooting.
    Oder wenn man Fotos und Videos für einen Immobilienmakler macht, die helfen die Immobilie schnell zu verkaufen...
    Oder bei einer Hochzeit, man genau weiß was man tut und die richtigen Momente perfekt festhält, ohne das Brautpaar stundenlang von Ihren Gästen fern zu halten.


    Alternative Entlohnungen sind ja auch denkbar. Das Shooting kostet eine Aufwandsentschädigung von XXXX Euro und bei erfolgreicher Model-Jobvermittlung (Verkaufter Immobilie, Gewonnener Kunden) 10%-Anteil.

    

Bei all dem, sollte aber der Spaß an der Sache nicht auf der Strecke bleiben und ab und an ein kreatives / freies Projekt möglich sein. Damit man selbst weiter wachsen kann :).



    PS.. wenn das alles so einfach wäre… Aber diese Gedanken haben mir weiter geholfen und laangsam geht es voran. Bin gespannt auf mehr Input.

    
Ein schönes Wochenende :)
    
Torben

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    1. Wow! Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast Torben. Ich erinnere mich noch an unser kurzes Gespräch zu dem Thema. Ich finde deine Gedanken sehr spannend und hilfreich. Bei manchen Sachen habe ich gar nicht weiter gedacht, wie z.B. beim Thema Stundenlohn, da gebe ich dir völlig recht. Und auch der Rest ist einleuchtend.

      Ich bin sehr gespannt, ob sich noch jemand traut zu dem Thema zu äußern.

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  2. Hey, durch Zufall gesehen | gefunden Gute Arbeit. Und dafür musst du auch was nehmen. Sonst hadt du irgendwann den Status :habe sonst auch immer die Bilder so bekommen. Gib wie andere auch 3 Bilder so und wer deine Arbeit Wertschätzt bezahlt auch für weitere. Wenn nicht, sind es leider die Geier die alles umsonst wollen, 5 Euro zahlen etc. Das sind nicht deine Kunden. Die du haben möchtest. Man geht ja auch nicht zum TÜV und sagt mach mal für 10er fertig oder holt sich ne Hose und sagt ich will für camp David nur 5 Euro zahlen. Bilder hast du ein Leben lang und dafür kann man auch Geld ausgeben. Das Kleid z. B. hast du 1 mal an ��

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  3. Hi, da hast du völlig recht. Den Stempel "Bei-mir-gibt-es-Bilder-umsonst" wird man leider nur schwer wieder los. Erstmal wollte man das eigene Portfolio aufbauen, das geht nun mal am besten über TFP-Shootings, und von der Idee irgendwann weg zu kommen ist nicht einfach. Leider sind die wenigsten dazu bereit, deine Arbeit zu honorieren und diese wertzuschätzen. Ich weiß nicht warum. Sobald du Entlohnung für deine inverstierte Zeit und Mühe haben möchtest, hat plötzlich kaum noch jemand Interesse an einem Shooting. Es findet sich immer irgendjemand, bei dem es Bilder umsonst gibt und dann geben sich viele auch mit einer (möglicherweise) schlechteren Qualität der Fotos ab. Hauptsache kein Geld dafür ausgeben. Ein schwieriges Thema ist das. Ich danke dir dafür, dass du hier deine Meinung geteilt hast.

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