Interview mit Annalena










Das Interview hat bereits Anfang Mai 2018 stattgefunden und erst jetzt den Weg auf meinen Blog gefunden. Annalena hatte sich auf meinen Aufruf nach neuen Models gemeldet und wir hatten einen wirklich schönen Tag zusammen verbracht.

Hi. Das ist mein erstes Interview, das ich so in dem Format im Zusammenhang mit Fotos durchführe, daher könnte es etwas chaotisch werden. Ich entschuldige mich schon mal dafür.

Ich habe hier einige Fragen, die ich mir vorher überlegt habe. Vielleicht beginnen wir damit, um uns erstmal warmzureden.

Zuerst einmal: wer bist du?


Ich bin Annalena, 27 Jahre alt, Vocal-Coach aus Hamburg.



Beschreibe dich in 5 Worten.


Unpünktlich.

Authentisch.

Manchmal ein bisschen verrückt.

Leidenschaftlich.

Perfektionistisch.


Was ist dein Lebensmotto?



Das einzige Hindernis zwischen dir und deinem Traum bist du selbst.



Was war die beste Entscheidung im Leben, die du getroffen hast?


Die Vernunft beiseite zu legen und mehr auf das Herz zu hören. Das Bauchgefühl siegen zu lassen und auf sich selbst zu vertrauen.


Für welche drei Dinge im Leben bist du dankbar?



Meine Familie. Freunde, die mich so annehmen, wie ich bin und meinen Hund Rosie, ohne die ich heute nicht da wäre, wo ich jetzt bin. Sie hat mir durch viele schlimme Zeiten geholfen.


Wie lange begleitet dich Rosie auf deinem Weg?


Rosie habe ich seit zwei Jahren bei mir. Das war eher ein lustiger Zufall, wie sie zu mir gekommen ist. Meine Cousine ist Hundetrainerin und ihre Freundin hat eine Pflegestelle für Hunde, die aus dem Ausland kommen. Rosie ist aus Griechenland nach Deutschland geflogen worden. Irgendwann hat meine Cousine mich angerufen und gesagt: „Anna, ich habe hier DEINEN Hund! Ich habe Rosie gesehen und sie ist original DEIN Hund!“. Ich war erst einmal total irritiert, ich bin 24 Jahre alt, ich wüsste nicht warum ich jetzt einen Hund haben sollte. Ein Hund bedeutet ja auch Verantwortung. Aber dann dachte ich mir, okay, ich kann Rosie ja mal kennen lernen. So ganz unverbindlich. Im Endeffekt war es dann love at first sight und seitdem ist sie echt meine bessere Hälfte. Es ist so schön wenn man einen Grund hat früh aufzustehen, immer raus zu gehen, in Bewegung zu sein und im Unterricht stört sich auch nie. Mit ihr ist es immer ganz entspannt.







Hast du Ängste? Was hilft dir sie zu überwinden?


Versagungsängste. Ganz klar. Mir hilft es sie zu überwinden, zu denken, wenn ich es nicht versuche, habe ich eh schon verloren. Jeden Fehler den man begeht, ist am Ende ja trotzdem in gewisser Weise ein Gewinn. Das sollte man immer im Hinterkopf behalten.


Was bedeutet es für dich bzw. wie fühlt sich das an in der schönsten Stadt der Welt zu leben? Würdest du Hamburg überhaupt als die schönste Stadt der Welt bezeichnen? Gerade du, die doch schon viel in der Welt rumgekommen ist und viel gesehen hat.


Tatsächlich ist und bleibt Hamburg mein Heimathafen. Was ich an der Stadt mag, ist dass die klein ist und trotzdem groß genug ist, dass man echt Vielfalt hat. Von schicker Innenstadt, zur alternativen Schanze bis hin zu den abgerockten äußeren Bereichen. Ich glaube warum die schönste Stadt der Welt Hamburg ist, weil es so grün ist, das Wasser, Alster und Elbe hat voll viel Lebensqualität und ich mag, dass alles so nah beieinander ist. Ich finde Hamburg ist wie so ein cooler Mix und Berlin und München.


Erzähl doch einfach ein wenig aus deinem Leben. Wo kommst du her? Wo bist aufgewachsen?


Ich bin in Hamburg geboren und in Elmshorn zur Schule gegangen (offensichtlich waren wir beide auf derselben Schule, wie wir gleich zum Anfang unseres Treffens festgestellt haben). Auf der Realschule war ich Teil einer Band AG und hatte Bass gespielt. Das war mein erster Kontakt mit Musik und ab diesem Moment bin ich der Musik sozusagen immer mehr und mehr verfallen.



Mein Traum war es immer in die USA zu gehen. Eigentlich wollte ich nach dem Schulabschluss dorthin und später dann mein Abitur machen. Das hat leider aus verschiedenen Gründen nicht geklappt. Meine Tante hat mir dann ein Stipendium für Brasilien ermöglicht. Ich dachte mir, nun gut, dann eben Brasilien. Hauptsache erst mal für ein Jahr weg. Daraus ist leider dann doch nicht geworden, da meine Familie, wie das oft so ist, meinte ich soll erst mal was Anständiges lernen.

Mein Papa hatte damals ein Restaurant, wo ich mitgeholfen habe. Das naheliegendste  war dann Hotelfachfrau zu lernen. Hat schließlich auch irgendwie was mit Reisen zu tun dachte ich mir. Also bin ich mit 16 nach Grömitz gezogen, um dort die Ausbildung zu machen. Ich habe ziemlich schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist. Nach einem halben Jahr bin ich wieder nach Hamburg gezogen. Dort habe ich eine Ausbildung als Medizinische Fachangestellte angefangen, die ich dann mit 18 abgeschlossen habe. Danach wollte ich eigentlich eine zusätzliche Ausbildung als OP Schwester machen.


Sehr vorbildlich! Da waren die Eltern zumindest auch schon mal beruhigt.  Nach Musik klingt das aber noch nicht unbedingt...



Nein, bis dahin war es noch ein weiter Weg. Während meiner Ausbildung habe ich mir selber Gitarre spielen beigebracht und dazu auch oft gesungen. Ich war ein riesen James Morrison Fan. Eines Tages habe ich mir von meiner Mutter zu Weihnachten eine Gesangsunterrichtsstunde gewünscht. Als es eines Tages soweit war, hat die Gesanglehrerin mich während der Stunde gefragt ob ich in Zukunft professionell mit meiner Stimme arbeiten möchte. Mein erster Gedanke war: "Wie jetzt? Mit Musik Geld verdienen? Das ist möglich?". Sie hat mir von der Hamburg School of Music erzählt, die sich im Medienbunker in Hamburg befindet. Dort gab es die Möglichkeit eine zweijährige Ausbildung zum Berufsmusiker zu machen. Voraussetzung dafür war, dass man die Aufnahmeprüfung besteht. Ich konnte allerdings weder Noten lesen, noch hatte ich an sich viel Erfahrung mit Musik gemacht. Also habe ich vorher einen Crashkurs mitgemacht, um erst einmal diese erste Prüfung bestehen zu können. Zu dieser Zeit hatte ich aber auch schon die Zusage zu meiner zweiten Ausbildung als OP Schwester. Die Entscheidung war nicht leicht. Aber ich dachte mir: "Was habe ich zu verlieren?", einen Beruf habe ich bereits erlernt, ich werde es mit der Musikausbildung versuchen. Und wenn es nicht klappt, mache ich halt einfach dort weiter wo ich aufgehört habe.


Also hast du auf dein Bauchgefühl und auf dein Herz gehört und bist dem gefolgt?


Das kann man so sagen. Ich wurde direkt zum Hauptsemester an der Musikschule aufgenommen. Da dies eine private Ausbildung war, hat sie natürlich auch ein Haufen Kohle gekostet. Ich wollte diese Möglichkeit aber unbedingt wahrnehmen. Mit zwei Nebenjobs hat das auch irgendwie geklappt. Es war definitiv alles andere als einfach, was aber auch gut so war. Ich musste hart für mein Ziel kämpfen. Umso mehr weiß man es am Ende zu schätzen, was man erreicht hat. Ich habe zwar auf meine Eltern gehört und etwas "Anständiges" gelernt, aber so richtig glücklich war ich damit nicht. Am Ende stellte sich mir immer eine Frage: "Wessen Leben lebe ich eigentlich jetzt?".



Während der Ausbildung an der School of Music, hatte ich oft das Gefühl, dass alle anderen viel weiter waren als ich. Ich hatte wenig Vorerfahrung, hatte noch nie vor einem Publikum gesungen, Jazz war mir z.B. auch komplett neu. Während meine Mitkollegiaten nach der Ausbildung schon entweder Projekte oder eine Band hatten, hatte ich noch gar keinen richtigen Plan. Ich hatte kein Projekt, keine Band, keine Verpflichtungen. Also entschied ich mich dazu, alle Zelte abzubrechen und erst mal auf Reisen zu gehen.


Eine mutige Entscheidung. Also stand wieder ein neues Kapitel für dich an. Wo hat es dich denn hingezogen?


Ich habe work & holiday visa in Neuseeland gemacht. Dort habe ich für die nächsten 10 Monate gelebt und gearbeitet. Das ganze Geld, das ich während dieser Zeit verdient habe, habe ich dann direkt für meine nächste Reise nach Südostasien genutzt. Ich war ganz alleine. Hatte nur meinen Rucksack und niemanden auf den ich Acht geben muss. Das war schon cool.

Nach Südostasien war ich in 14 weiteren Ländern. Unter anderem in den Philippinen, Thailand, Vietnam, Indonesien, Kambodscha usw.. Darauf hatte ich richtig Bock, weshalb ich mich da einfach so ins große Abenteuer gestürzt habe. Während meine Reise hatte ich auch erst richtig die Verbindung zu Musik gefunden. Ich hatte meine kleine Gitarre immer dabei und saß gerne am Strand und habe einige Akkorde gespielt. Da hatte ich gemerkt wie stark die Musik Menschen miteinander verbindet und sie glücklich macht. Musik ist eine universelle Sprache, die einen sehr berühren kann. Für mich ist es heute noch viel wichtiger, Gefühle beim Musikmachen rüberzubringen, als, dass jeder Ton perfekt sitzt.


Wooooow!  Sowas bewundere ich total! Ich bewundere Menschen, die sich ganz alleine in die weite große Welt trauen. Aber so erlebt man auch was.


Richtig. Das ist wichtig etwas zu haben, woran man später irgendwann gerne zurückdenkt und sich an die schöne Zeit erinnert. Es war auch schön, weil ich nie alleine war. Auch wenn man alleine reist, hat man dennoch viele neue Menschen um sich herum. Man lernt neue Menschen kennen und gewinnt Freundschaften fürs Leben. Für mich war es unglaublich interessant andere Kulturen, Lebensweisen und Mentalitäten kennen zu lernen und zu sehen, dass wir alle ja doch irgendwie dieselbe Vorstellung leben nur in einer anderen Form. Auch was die Religion angeht. Es ist alles ähnlich gepolt und doch lebt es jeder in seiner eigenen Weise aus. Man sollte das nie verurteilen, welchen Weg jeder einzelne für sich wählt.


Wie ging es für dich weiter?


Ursprünglich war geplant, dass ich nur ein halbes Jahr auf reisen bin. Das hat mir allerdings so gut gefallen, dass ich alle Flüge verfallen lassen habe und noch ein weiteres Jahr am Reisen war. Diese Gelegenheit war so einmalig im Leben, dass ich sie einfach nutzen musste.

Nach eineinhalb Jahren war es aber auch ein schönes Gefühl wieder nach Hause zu kommen. Am meisten habe ich meine zwei Schwestern und meine Cousine vermisst. Wir haben schon immer eine sehr enge Verbindung zueinander gehabt.  Sie waren sozusagen mein Anker hier in Deutschland.



Wieder zurück zu Hause, habe ich erst einmal einige Zeit in der Praxis gearbeitet. Allerdings hatte ich schon während meiner Reise eine Anfrage von einem ehemaligen Kommilitonen bekommen, ob wir nicht eine Coverband gründen wollen. Bei der Musikrichtung haben wir uns an Aretha Franklin, Ray Charles und Marvin Gaye orientiert. Die habe ich schon immer unglaublich doll gemocht. Daraus ist auch ein Soulduo „Tender Delights“ für Hochzeiten entstanden.




Interessant zu sehen, wie sich der Weg im Leben immer irgendwie ergibt und neue Gelegenheiten sich eröffnen.


Total! Ich finde auch, man trifft nie jemanden im Leben ohne Grund. Und selbst, wenn man diesen Grund oder Sinn erst nach mehreren Jahren sieht oder versteht.


Das klingt alles unglaublich spannend und aufregend. Ich glaube auch total daran, dass nichts ohne Grund passiert und dass am Ende alles so kommt wie es kommen muss. Für mich sind Menschen wie du eine große Inspiration.


Ach weißt du, ich denke nicht jeder kann denselben Weg gehen. Wir sind alle so unterschiedlich und jeder Einzelne hat seine Aufgaben und seine Ziele im Leben. Ich bewundere auch Menschen, die z.B. seit Jahren ihren festen Wohnsitz haben, ihrem Job nachgehen und wo alles sehr geregelt und strukturiert ist.

Genauso wie man aus jeder persönlichen Niederlage ja auch immer etwas Positives gewinnt. Man meistert viele schwierige Situationen im Leben, man wächst daran und entwickelt sich weiter. Ich finde es ist definitiv eine Stärke, die Erkenntnis für sich zu gewinnen, was man im Leben nicht möchte und sich nicht an den Erwartungen Anderer orientiert. Man muss für sich klar ja oder nein sagen können. Es ist dein Leben das du lebst! Man sollte niemandem Rechenschaft schuldig sein. Du bist die einzige Person, die ein Leben lang mit sich aushalten muss. Man kommt alleine auf die Welt und man geht alleine. Natürlich hat man viele wunderbare Wegbegleiter, aber für irgendjemanden etwas zu leben, in der Hoffnung, dass man mehr geliebt oder akzeptiert wird oder von anderen abhängig zu sein macht einen selbst am Ende auch nicht glücklich.


Da kann ich definitiv zustimmen. Eine super Einstellung. Was hatte das Leben sonst noch für dich parat?


2014 oder 2015 habe ich einen eigenen Unterrichtsraum in der Schanze in Hamburg bekommen. Eine weitere wunderbare unerwartete Gelegenheit, die sich ebenfalls durch eine ehemalige Kommilitonin ergeben hat. Sie hatte dort sonst immer Gesangsunterricht gegeben und hatte irgendwann keine Lust mehr auf Hamburg. Sie wollte weg ziehen und hat mich gefragt, ob ich nicht Bock hab den Job als Gesangslehrerin zu übernehmen. So eine Gelegenheit wollte ich mir nicht entgehen lassen. Natürlich hatte ich erst Angst, das war ja doch wieder etwas ganz Neues für mich. Aber es macht auch unglaublich viel Spaß.

Ich hatte meine Unsicherheiten aber auch da gibt es Menschen die sind Hochstapler und wiederum andere, die ständig total verunsichert und voller Selbstzweifel sind. Das ist total krass wie man sich selbst im Leben positioniert. Sei es aus Angst zu versagen oder weil man etwas gut machen will.  Perfektionismus kann etwas sein das einen voran bringt und antreibt und was einen gut werden lässt, es kann einen aber auch daran hindern weiter zu kommen. Ich denke auch, dass man Misserfolge als einen Teil des Prozesses sehen muss und nicht unbedingt nur als etwas Negatives. Man soll sich nicht kleiner oder schlechter machen als man ist. Und auch die Zwischenstände im Leben bringen einen weiter. Auch bei meinen Sprechersachen geht’s mir nicht anders….


Sprechersachen?



Ja, ich arbeite noch als Sprecherin und Synchronsprecherin. Da ich allerdings keine gelernte Schauspielerin bin, was normalerweise die Grundvoraussetzung für Sprechersachen ist, ist das gar nicht so einfach da rein zu kommen. Aber mit ganz viel Durchhaltevermögen und Fleiß habe ich das doch geschafft den einen oder anderen Job zu machen, unter anderem für Dove, eine Nivea TV-Werbung, eine Radio-Werbung für Kölln Flocken aus Elmshorn sowie die letzte About You Campagne „Freedom“, die in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgestrahlt wird.

Natürlich hat man da auch Misserfolge, wenn man z.B. zu Livecastings eingeladen wird. Wenn man mal nicht so einen guten Tag hatte, dann wird man schnell nervös oder verhaspelt sich und manche Regisseure haben da nicht die Geduld oder die Zeit für sowas. Oder wenn du in der Menge sprichst, gerade bei Synchronsprecher-Sachen, sind da viele Schauspieler anwesend, wie ich schon erwähnt hatte, und dann kann das schon sein, dass man manchmal verunsichert wird. Gerade wenn andere Damen mal nach links und rechts schauen und etwas von oben herab fragen: „Aha, und wo hast du deine Ausbildung gemacht?“, sowas ist mir auch schon mal passiert. Und als ich geantwortet habe, dass ich hauptberuflich Sängerin und Gesangslehrerin bin, sagte das Mädel nur zu mir „Ja, das hört man sofort, dass du keine Schauspielerin bist“. In diesem Fall habe ich das einfach mal unkommentiert gelassen. Solche Ellbogen-Momente gibt es da manchmal auch aber grundsätzlich ist das ein sehr cooler Job, der wahnsinnig viel Spaß bringt.


Wenn du nicht gerade als Sprecherin etwas machst, dann bist du ja selbständig als Gesangscoach. Hast du Tipps für jemanden, der zwar am Gesangsunterricht interessiert ist, sich aber nicht so richtig traut den ersten Schritt zu wagen?


Also ich habe viele Schüler, die zur Probestunde bei mir kommen und oft ein Feedback von mir erwarten, fast schon so Dieter Bohlen mäßig. Das ist immer ganz wichtig für die meine Meinung zu hören. In gewisser Weise finde ich das auch okay, aber die Stimme ist sowas individuelles. Jede Stimme ist ja wie ein Fingerabdruck. Deswegen finde ich das wichtig, dass die Person für sich erkennt und annimmt, dass der Klang der Stimme so ist wie er ist. Und dass man sich selber annimmt.

Natürlich ist das total die Überwindung vor jemand anderem zu singen. Aber ich finde es total wichtig, dass wenn man selber Spaß und Freude dabei empfindet, dass man das beibehält und unbedingt weiter singt.

Ich nenne es immer den kleinen Teufel auf der Schulter. Und dieser kleine Teufel ist der, der immer da sitzt und sagt: „Pffff was machst du denn da? Ist ja voll peinlich“. Und dieser Teufel wird auch immer da bleiben. Das einzige was man lernen kann, ist diesen zu ignorieren. Und das man jedes Mal wieder hinfällt und vielleicht einen Fehler macht aber man wird besser darin jedes Mal wieder aufzustehen und zu sagen „Oh ich hab`s überlebt“. Und das ist die schöne Erfahrung daran, weil Singen eigentlich nichts anderes ist als Sport. Es ist auch ein Muskel, den man ständig trainiert. Und um auf die Frage zurück zu kommen… vor anderen Menschen zu singen ist sowieso kein Muss. Ich glaube man sollte seinen eigenen Spaß einfach in den Fokus nehmen und sich darauf konzentrieren. Singen ist etwas superpersönliches und es ist wichtig, dass es einem selbst Spaß bringt. Es geht nicht darum jemandem etwas zu beweisen.



Sicherlich. Du wirst ja auch nicht nach Hause gehen nach dem Unterricht und sich denken „Boah war der Sch……“ (Entschuldige für den Ausdruck).


Nein, niemals! Bei mir ist es immer wichtig zu wissen, der Unterrichtsraum ist ein geschützter Raum. Lieber mit vollem Herzen einen schiefen Ton singen, als die ganze Zeit mit angezogener Handbremse zu fahren. Weil es dir einfach viel mehr Energie nimmt. Stimme und Stimmung sind so nah aneinander gekoppelt, deswegen versuche ich meine Schüler von diesem „Oh-Gott-wie-peinlich-Gedanken“ zu befreien. Sich selbst zu bewerten und diese Rotstift-Generation unserer Gesellschaft mit dem ständigem „Das und das und das war falsch!“ ist total krass.

Was ich oft mit meinen Schülern mache, ist sich selbst aufnehmen und danach hören wir uns das an. Die Schüler müssen mir dann drei Sachen, die sie gut fanden und drei Sachen die sie nicht so gut fanden sagen und warum. Und dann kann man an dem Warum arbeiten. Da kann ich dann technische Tipps geben wie sie sich verbessern können. Man darf nicht vergessen, dass es total wichtig ist, sich auch mal selbst zu loben. Dass da sozusagen der Engel auf der Schulter sagt „Hey, wir haben auch mal was Gutes zusammen geschafft!“.


Welche Instrumente spielst du?


Ich spiele Klavier und Gitarre. Beides habe ich mir autodidaktisch beigebracht. Beides ist gut genug um sich selbst mal beim Gesang zu begleiten, aber auf die Bühne würde ich damit nicht unbedingt gehen. Mit Trompete hatte ich mal angefangen aber mittlerweile dient mir diese als Dekoration in meinem Zimmer.




 

Was macht dir am meisten Spaß an dem was du machst? Und gibt es auch Sachen, die du nicht magst?



Der Beruf ist so vielfältig. Ich habe so viele Sparten, die ich bediene. Beim Singen mag ich es Leute mit meinem Gesang zu berühren und wenn ich sie zum Weinen bringe, finde ich das irgendwie ganz toll. Beim Unterrichten mag ich es, wenn sich die Schüler die Zeit nur für sich nehmen und ich sozusagen bei dem Seelenheil helfen kann. Und beim Sprechen ist es für mich selber wie eine Art Spielplatz. Es macht einfach Spaß sich da ausleben zu können und in einer fiktiven Figur zu leben bzw. ein bestimmtes Bild zu erfüllen.


Und was magst du eher nicht?


Also mal etwas ab vom Thema, aber was du niemals aus meinem Mund hören wirst ist Helene Fischers „Atemlos“. (Beide Lachen)

Und ich mag nicht diese Leute, die versuchen einen zu verarschen in dem Business. Gerade als harmoniebedürftige Frau, muss man sich ein sehr dickes Fell aneignen, weil es Viele gibt, die das gerne mal ausnutzen. Das ist halt das Problem am Perfektionismus, man denkt oft: „Wahrscheinlich war das einfach nur schlecht, was ich gemacht habe. Natürlich kann der mir für meine Arbeit ein Drittel weniger zahlen.“ Aber nein, so darf man auf gar keinen Fall denken. Das scheint auch oft total das Frauending zu sein. Harmoniebedürftig sein, bei sich selbst den Fehler suchen, selbstkritisch sein… Das Business ist manchmal nicht ganz so einfach, aber da muss ich mich dran gewöhnen, ohne, dass ich selber ein Arschloch bin. Was ich auch nicht mag und was mir immer ganz schwer fällt ist Konkurrenz. Das ist überhaupt nicht mein Ding. Da kriege ich immer Bauchweh.


Welche Musik hörst du gern privat?


Ich mag eigentlich alles. Beruflich gesehen muss ich sowieso viel hören. Ich mag alles, was für mich Seelenmusik ist, also ganz viel Soul, R&B, ich mag Jazz sehr gerne. Hip Hop aber auch, da kommt so das 90-er Kind in einem durch.


Was war deine schönste bzw. deine schlimmste Erfahrung?


Eine Erfahrung war ziemlich cool und zwar als ich eine Werbung für Em-eukal gemacht habe. Das war ein Moment, da kam ich mir kurz mal wie ein Star vor. Für den Werbeclip wurde ich wie Adele geschminkt und zurechtgemacht. Ich stand in der  Columbiahalle in Berlin  auf einer riesen Bühne, mit tausend Luftballons, einer Band und Unmengen von Menschen vor mir. Mein part war es auf der Bühne als Adele zu performen und die Leute aus der Menge hielten mein Bild hoch und riefen meinen Namen. Da musste ich schon schmunzeln. Das war zwar nur gefaked für den Werbespot aber ich dachte mir schon in dem Moment „Achja, Leute halten mein Gesicht hoch, feuern mich an, die Eine pudert dich und macht deine Haare, der Andere bringt dir dein Getränk mit einem Strohhalm, damit dein Lippenstift nicht verschmiert… Das ist schon ganz nett“. Das war total surreal aber auch mega cool.



Und der schlimmste berufliche Moment …. ist allgemein denke ich, wenn man sich über den Tisch gezogen fühlt. Wenn man an sich selbst zweifelt oder das Gefühl hat, man hat eine schlechte Leistung erbracht.



Welchen Traum würdest du dir gerne noch erfüllen?


Mein Traum wäre irgendwann mal eine Comic- oder eine Zeichentrickfigur zu sprechen und zu singen. Und ich weiß noch nicht genau welche Figur das sein soll aber ich glaube ich finde das richtig cool, wenn das eine fiese Figur wäre. So eine Ursula aus Arielle oder eine Cruella de Vil.


Du hast eine Band, hattest du erzählt. Wenn man euch live irgendwo sehen möchte wo findet man euch?


Also live auf einer Bühne in dem Sinne findet man uns eher weniger aber man kann uns z.B. für Hochzeiten, Geburtstage oder Firmenevents buchen.




Und wo findet man dich, wenn man am Gesangsunterricht interessiert ist?


Auf meiner Website www.annalenadoss.com










Von meiner Seite aus ist noch zu sagen, dass dies das erste Interview überhaupt für mich war. Es ist am Ende doch etwas länger geworden, als ursprünglich gedacht aber ich fand jedes einzelne Wort von Annalena so spannend und interessant und ich hoffe, das findet ihr auch. Ich wollte etwas Neues ausprobieren und mehr, als nur die Bilder im Gepäck mit nach Hause nehmen. Diese Begegnung mit Annalena war eine sehr spannende, inspirierende und herzerwärmende und hatte einige Überraschungen für uns parat. Zum Beispiel, dass wir in einer anderen Stadt auf dieselbe Schule gegangen sind und gemeinsame Freunde haben, ohne früher voneinander Kenntnis gehabt zu haben. Die Welt ist manchmal doch kleiner als man denkt. Ich habe einiges für mich mitgenommen und bin dir sehr dankbar für die tolle Erfahrung, deine Zeit und dein Vertrauen.

Kommentare

Beliebte Posts